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Wilsters Feuerwehr im Stress

Veröffentlicht von J. A. am 27.11.2021

Zwei Artikel aus www.shz.de

Informationsveranstaltung rund um Fahrzeuge mit regenerativer Energie und mehrere Übungen

Ein PKW musste aus einem Graben geborgen werden. Ines Güstrau

Arbeitsreiche Tage mussten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr bewältigen. Neben einer Informationsveranstaltung rund um Fahrzeuge, die mit regenerativer Energie betrieben werden, zu der alle Wehren des Kreises eingeladen waren, stand auch eine Übung für die Wilsteraner Einsatzkräfte auf dem Plan.

Für diese Übung hatten die Verantwortlichen zwei verschiedene Stationen auf dem ehemaligen von Osten Firmengelände vorbereitet, die jeweils eine besondere Einsatzsituation simulieren sollten. So sollten die in drei Gruppen aufgeteilten Feuerwehrleute vor die Aufgabe gestellt werden, innerhalb kürzester Zeit ein Fahrzeug aus einem Wassergraben zu bergen. Dafür hatte man einen von Schadstoffen befreiten PKW kopfüber in einen Wassergraben gelegt.

„Diese Unfallsituation erfordert ein besonders schnelles Handeln“, erklärte Wehrführer Ralf Theede. „Denn die Türen des Fahrzeuges lassen sich in dieser Position nicht öffnen, und Menschenleben ist in unmittelbarer Gefahr.“

Als weitere Aufgabe stand für die Kameraden wieder die Rettung von Leben auf dem Plan. Im ersten Geschoss des Bürogebäudes stieg starker Rauch aus einem der Fenster. Die Einsatzinformation lautete ebenfalls „Menschenleben in Gefahr“. Während jeweils zwei Atemschutzträger sich Zugang zu den Räumen verschafften und innerhalb kürzester Zeit den Dummy mit Hilfe einer Wärmebildkamera fanden, wurde von außen die Löschung des betroffenen Bereiches vorbereitet.

Der dritte Aufgabenbereich für die Wilsteraner Wehr war die Informationsveranstaltung für Fahrzeuge mit regenerativen Antrieben. Diese hatte bereits am Freitagnachmittag auch für alle anderen Wehren des Kreises begonnen. 14 Fahrzeuge unterschiedlicher Bauweise standen in der Lagerhalle. Von Hybrid, über E-Mobil bis Wasserstofffahrzeug konnten die einzelnen Modelle, die von verschiedenen Autohäusern, Fahrschulen, Firmen oder auch privat zur Verfügung gestellt wurden, betrachtet werden.

„Die Neuentwicklungen stellen uns vor Herausforderungen“, erklärte Theede. Hierbei seien nicht nur die Akkus der Fahrzeuge im Brandfall besonders zu behandeln. Auch habe jedes Fahrzeug seine eigene Bauweise, was eine vorsichtige Vorgehensweise im Falle eines Unfalles, bei dem Spreiz- oder Schneidewerkzeug eingesetzt werden muss, bedeute.

Unterstützung durch eine App

Aber wo sitzen die gasgefüllten Airbags des jeweiligen Modells? Ist der lautlose Motor des E-Mobils noch im Betrieb und wie kann er von außen abgeschaltet werden? Für solche Fragen wurden vor kurzer Zeit alle Wehren im Kreis Steinburg mit einem Tablet ausgestattet. Über die App ModiTech kann die Leitstelle über das Kennzeichen innerhalb kürzester Zeit ein Rettungsdatenblatt für das verunfallte Fahrzeugmodell erhalten. Dieses gibt genau an, wo zum Öffnen die Schneidewerkzeuge angesetzt werden müssen. Außerdem wird die Position der Batterie aufgezeigt.

Mit verschiedenen Fotos des Motorraums können die Einsatzkräfte genau erkennen, wo sich der Sicherungskasten befindet und welche Sicherung für das Abschalten des Motors gezogen werden muss. „Das ist vor allem auch zur eigenen Sicherheit“, so Theede. „Denn ein laufender Motor stellt eine große Gefahr für die Einsatzkräfte dar.“

Mit einem Film wurde zudem aufgezeigt, wie der Akku nach einem Fahrzeugbrand behandelt werden muss. „Der große Akku eines Fahrzeugs erzeugt bei Überhitzung eigenen Sauerstoff“, erläuterte Theede das Problem. „So reicht eine Löschung auf übliche Weise nicht mehr aus.“ Selbst wenn das brennende Fahrzeug bereits abgelöscht ist, kann sich dieser Akku jederzeit wieder entzünden.

Was tun, wenn das E-Auto brennt?

Feuerwehrleute üben in Wilster, wie sie bei Einsätzen an Autos mit alternativem Antrieb sicher vorgehen. Ilke Rosenburg

Auf Initiative von Wehrführer Ralf Theede (Mitte) findet eine kreisweite Schulung von Feuerwehrleuten statt. Fahrzeuge stellen unter anderem VW Stoldt (vertreten durch Peter Stoldt, links, und Thomas Arentewicz) und BMW May und Olde (vertreten durch Gina-Lee von Behren).

In Wilster findet heute und morgen eine kreisweite Schulung für Feuerwehrleute statt. Ihnen wird vermittelt, wie sei bei einem Unfall mit Autos, die mit regenerativer Energie betrieben werden, sicher vorgehen. Eigentlich sollte es morgen eine Abschlussübung ausschließlich für die Wilsteraner Feuerwehr werden mit dem Spezialthema „Wie gehen Feuerwehrleute bei Bränden und Unfällen mit einem Elektroauto oder einem anderen mit regenerativer Energie betriebenen Fahrzeug um?“ Was sie wissen müssen und wie die Möglichkeit, Rettungsdatenblätter anzufordern, genutzt wird, sollten die Feuerwehrleute üben. Das habe er im Gespräch mit Kreisbrandmeister Frank Lobitz angekündigt, berichtet Wilsters Wehrführer Ralf Theede. Und damit war die Idee geboren, dies allen Wehren im Kreis anzubieten. So wird nun heute eine kreisweite Schulung in Wilster um 17 Uhr beginnen und am Sonnabend um 9 Uhr fortgesetzt.Zwischen 40 und 50 Feuerwehrleute haben sich für die technische Ausbildung in der leer stehenden Von-Osten-Halle am Bahndamm in Wilster angemeldet, um mit der neuen Technik vertraut zu werden. 18 Fahrzeuge der unterschiedlichen Antriebsarten und Modelle werden dort stehen – kreisweit zur Verfügung gestellt von VW Stoldt, Fahrschule Kleiner, Skoda Eskildsen, Opel Koch, Edeka Maron, Harders und Reimers Toyota, Mercedes Süverkrüp, Colosseum Wilster, die Post, die Stadtwerke, BMW May und Olde, Auto Thomsen Toyota und zwei Privatleuten.

Wehren setzen auf Digitalisierung

„Wir sind begeistert und sehr dankbar für so starke Unterstützung“, betont Theede. Auch ein Thema für Löscheinsätze seien die Ladesäulen. In Wilster wird es demnächst eine öffentliche Ladesäule für jeweils zwei Fahrzeuge auf dem Gelände des VW-Hauses Stoldt geben, eine Seite mit Schnellladefunktion, wie Peter Stoldt anmerkte.

Für die Schulung bieten die vielen Fahrzeuge hervorragende Voraussetzungen. Denn anhand der Kennzeichen erhalten die Feuerwehrleute Aufschluss über eine sichere Vorgehensweise. Wie das funktioniert? So wie die Wilsteraner sind viele Feuerwehren im Kreis Steinburg seit kurzem mit einem Tablet ausgestattet worden, das bei Einsätzen schnelle Kommunikation ermöglicht.

Dazu werde das Kennzeichen ins Tablet eingegeben. Die Leitstelle könne umgehend beim Kraftfahrtbundesamt die Daten abfragen und schicke einen Code, über den dann das originale Rettungsdatenblatt für das Fahrzeug auf dem Tablet erscheint. So könne man nachvollziehen, wo für die Personenrettung zum Schneiden angesetzt werden könne oder wo sich genau die Batterie befindet und andere wichtige Details mehr.

„Die Gefahr zum Beispiel bei einem verunfallten Elektroauto ist ja, dass man nicht hört, ob der Motor des Wagens noch läuft oder nicht“, erklärt Theede. Bei dem Versuch, den Fahrer aus dem Auto zu holen, könnte beispielsweise dessen Fuß aufs Gaspedal kommen, der Wagen nach vorne schnellen und die Helfer mindestens verletzen. Also müsse man wissen, wo angesetzt wird, um sicher vorzugehen. Die entsprechenden Hinweise gibt der Hersteller.

Die Wilsteraner Feuerwehrleute werden die Schulung bei ihrer Abschlussübung absolvieren. Zusätzlich warten am Sonnabend noch weitere Aufgaben auf die ehrenamtlich Aktiven.


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